„Nach dem Handelsschulabschluss im März 1944 habe ich im Bismarckhaus auf dem Anger eine Lehre als Textil- und Bekleidungskaufmann begonnen. Diese wurde schon nach wenigen Monaten unterbrochen, weil ich zum Kriegseinsatz einberufen worden bin. Soldat musste ich allerdings nicht mehr werden.
Anfang 1949 habe ich mich in den Westen abgesetzt. Mein Berufsziel, einmal selbständiger Kaufmann zu werden, kam im Sozialismus nicht in Frage. Es war auch eine Flucht aus der Diktatur in die Freiheit.
Nach meinem Fachstudium auf Schloss Hohenstein (Württemberg) fand ich meine erste Anstellung in einer Kleiderfabrik in Wuppertal. Mit wenig Geld aber großem Optimismus ausgestattet, habe ich im Alter von 24 Jahren den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Im Laufe der Jahre habe ich Schritt für Schritt zwei Unternehmen aufgebaut: eine Fabrikation für Damenoberbekleidung und eine Filialkette, bestehend aus 66 Modeläden.
Die Verbundenheit mit meiner geliebten Heimatstadt Erfurt ist trotz der langen Trennung immer sehr groß gewesen. Die Wiedervereinigung habe ich regelrecht genossen! So oft es mir möglich ist, komme ich nach Erfurt. Auch jetzt noch, im hohen Alter. Als Zeitzeuge helfe ich gern mit, die Erinnerungen an die schrecklichen Hitler-Jahre wachzuhalten.“
Von Gerhard Laue erschien im Verlag Rockstuhl (Bad Langensalza):